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HF-Chirurgie

1. April 2025 // Thomas Neundörfer

Untersuchungszimmer mit heller Patientenliege und EKG-Messplatz und seitlich weißen Schränken, auf einem ein AED steht.

Das wichtigste in Kürze

  • HF-Chirurgie steht für Hochfrequenz-Chirurgie, auch bekannt als Elektrochirurgie oder Funkwellenchirurgie.
  • HF-Chirurgie nutzt hochfrequenten elektrischen Strom, um Gewebe zu schneiden, zu koagulieren (veröden) oder zu vaporisieren (verdampfen von Gewebe) und wird in vielen medizinischen Disziplinen angewendet.
  • Vorteile der HF-Chirurgie sind präzise Schnitte, bessere Blutstillung, reduzierte Narbenbildung, schnellere Heilung und minimalinvasives Vorgehen.

Was ist HF-Chirurgie?

Die HF-Chirurgie ist eine Technik in der Chirurgie, die durch die Anwendung von hochfrequentem elektrischem Strom auf das Gewebe verwendet wird, um das Gewebe mit dem daraus entstehenden thermischen Effekt zu erhitzen und so zu schneiden, zu koagulieren oder zu verdampfen.

Die Technik der Hochfrequenz-Chirurgie (HF-Chirurgie) ist aus den interventionellen Fachdisziplinen (u.a. in der Allgemeinchirurgie, der Gynäkologie, der Urologie und der Dermatologie) nicht mehr wegzudenken.

Koagulation

Die Koagulation ist ein Prozess, bei dem flüssige Substanzen, insbesondere Blut oder andere Körperflüssigkeiten, zu einem festen oder halbfesten Zustand übergehen. Im Kontext der Medizin, insbesondere der Chirurgie, bezieht sich Koagulation auf die Bildung von Blutgerinnseln oder die Verfestigung von Geweben. Sie wird verwendet, um Blutgefäße zu versiegeln und Blutungen während oder nach einem chirurgischen Eingriff zu stoppen.

Durch die Anwendung von hochfrequenten elektrischen Strömen auf das Gewebe mittels spezieller Elektroden wird das Gewebe lokal erhitzt. Dies führt zur Denaturierung von Proteinen und zur Versiegelung von Blutgefäßen, wodurch Blutungen minimiert werden. Die koagulierte Zone bildet eine Art "Verschluss" für die Blutgefäße und trägt zur Wundheilung bei.

Vaporisation

Vaporisieren bezieht sich auf den Prozess, bei dem eine Substanz direkt von einem festen oder flüssigen Zustand in einen gasförmigen Zustand übergeht, ohne den Umweg über eine flüssige Phase zu nehmen. In der HF-Chirurgie wird die Vaporisation verwendet, um Gewebe zu entfernen, indem hochfrequente elektrische Energie auf das Gewebe übertragen wird. Diese Energie führt dazu, dass das Gewebe erhitzt wird und direkt in einen gasförmigen Zustand übergeht, wodurch es verdampft oder "vaporisiert" wird.

Dieser Prozess ermöglicht eine präzise Entfernung von Gewebe während chirurgischer Eingriffe, insbesondere bei der Entfernung von Tumoren oder anderen pathologischen Gewebeformationen.

Wie funktioniert ein HF-Gerät?

  • Die HF-Chirurgie nutzt elektrische Energie, um Gewebe durch Verdampfung, Koagulation oder Schneiden zu beeinflussen.
  • Ein HF-Generator erzeugt hochfrequente elektrische Wechselströme, die durch spezielle Handstücke mit den unterschiedlichsten Elektroden zum Gewebe geleitet werden.
  • Durch diese Ströme entsteht Hitze, die das Gewebe schneidet oder koaguliert, indem sie die Proteine denaturiert und die Blutgefäße verschließt.

Anwendungen der Hochfrequenz-Chirurgie

Die Hochfrequenz-Chirurgie (HF-Chirurgie) hat sich als fester Bestandteil der modernen operativen Medizin etabliert und ermöglicht präzise Eingriffe mit minimaler Gewebeschädigung.

Je nach Verfahren kann Gewebe gezielt geschnitten, koaguliert oder sogar verdampft werden – und das oft blutungsarm und gewebeschonend.

Die verschiedenen Techniken innerhalb der HF-Chirurgie unterscheiden sich in ihrer Wirkweise, ihrem Aufbau und ihren Einsatzgebieten. Wichtige Anwendungsformen werden im Folgenden genauer erläutert:

Monopolare HF-Chirurgie

Die Elektroden, die bei der monopolaren HF-Chirurgie verwendet werden, und zwischen denen Strom fließt, sind unterschiedlich ausgebildet. Die aktive Elektrode ist für den chirurgischen Effekt verantwortlich. Für eine möglichst hohe Stromdichte ist die Kontaktfläche recht klein.

Die zweite Elektrode, die als Neutralelektrode dient, ist hingegen großflächig ausgelegt und wird an einer geeigneten Körperstelle des Patienten angebracht. Während der Hochfrequenzstrom an der aktiven Elektrode eine Gewebedurchtrennung oder Blutstillung bewirkt, bleibt die Temperaturerhöhung an der Neutralelektrode minimal. Dies führt dazu, dass der Patient an dieser Stelle kaum etwas spürt und dort kein chirurgischer Effekt auftritt.

Bipolare HF-Chirurgie

Die Elektroden sind bei der bipolaren HF-Chirurgie in einem Instrument vereint. Der Stromfluss konzentriert sich auf einen schmalen Gewebebereich zwischen diesen Elektroden, sodass keine separate Neutralelektrode erforderlich ist. In vielen Fällen wirken beide Elektroden gleichermaßen am chirurgischen Prozess mit.

Bei asymmetrischen Anordnungen mit unterschiedlich großen Kontaktflächen tritt der Effekt jedoch nur an der kleineren Elektrode auf. Der lokal begrenzte Stromfluss bietet sicherheitstechnische Vorteile. Jedoch ist die bipolare Methode nicht für alle Anwendungen geeignet. Besonders bei chirurgischen Schneidevorgängen ist die monopolare Technik aufgrund ihrer besseren Handhabung klar im Vorteil.

Argonplasma-Koagulation

Die Argonplasma-Koagulation (APC) ist ein monopolares Verfahren ohne direkten Kontakt. Die Stromübertragung per Lichtbögen erfolgt über ionisiertes, elektrisch leitfähiges Argongas – das sogenannte Argonplasma. Angewandt wird dieses Verfahren z.B.  zur Koagulation diffuser Blutungen, zur oberflächlichen Gewebsdevitalisierung oder zur Volumenreduktion durch Verdampfung und Schrumpfung. 

Das Instrument kann nicht am Gewebe haften bleiben, was ein Reißen bzw. Beschädigungen des koagulierten Gewebes verhindert und einen großen Vorteil gegenüber anderen Verfahren bedeutet. Auch neigt das Plasma dazu, sich an Bereiche zu richten, die noch nicht koaguliert und daher besser leitfähig sind. Bei einer entsprechend niedrigen Leistungseinstellung entsteht eine gleichmäßige, oberflächliche Koagulation mit geringer Eindringtiefe. Eine tiefere Koagulation ist jedoch bei erhöhter Leistung auch möglich.

Vorteile und Besonderheiten der Hochfrequenz-Chirurgie

Die HF-Chirurgie bietet eine Reihe von Besonderheiten und Vorteilen im Vergleich zu herkömmlichen chirurgischen Techniken:

plus

Reduzierte Narbenbildung

Durch die präzise Entfernung von Gewebe und die Kontrolle der Blutstillung kann die HF-Chirurgie zu einer geringeren Narbenbildung führen, insbesondere bei ästhetischen Eingriffen oder Operationen im sichtbaren Bereich.

plus

Blutstillung

Die Hochfrequenzenergie, die während des Eingriffs angewendet wird, koaguliert Blutgefäße in Echtzeit, was zu einer verbesserten Blutstillung während einer Operation führt. Dies reduziert das Blutungsrisiko und ermöglicht eine klarere Sicht auf das Operationsfeld für die operierende Person.

plus

Reduzierte Narbenbildung

Durch die präzise Entfernung von Gewebe und die Kontrolle der Blutstillung kann die HF-Chirurgie zu einer geringeren Narbenbildung führen, insbesondere bei ästhetischen Eingriffen oder Operationen im sichtbaren Bereich.

plus

Schnellere Heilung

Da HF-Chirurgie weniger Trauma am Gewebe verursacht und zu einer verbesserten Blutstillung führt, kann dies zu einer schnelleren postoperativen Erholung und einer verkürzten Krankenhausaufenthaltsdauer führen.

plus

Vielseitigkeit

HF-Chirurgie kann in verschiedenen chirurgischen Disziplinen eingesetzt werden, darunter Allgemeinchirurgie, Gynäkologie, Urologie, Dermatologie und mehr. Sie kann für eine Vielzahl von Eingriffen, von kleinen Hautläsionen bis hin zu komplexen Operationen, eingesetzt werden.

plus

Minimales Gewebetrauma

Da HF-Chirurgie oft minimal-invasiv durchgeführt werden kann, wird das umliegende gesunde Gewebe weniger traumatisiert. Dies kann zu einer schnelleren Genesung und geringeren postoperativen Schmerzen für den Patienten oder die Patientin führen.

Warum sollte ich meine Ausstattung für die HF-Chirurgie mieten?

Nach der Verwendung bei Operationen müssen Mehrfach-HF-Instrumente aufwändig gereinigt und sterilisiert werden. Die an den Instrumenten entstehenden Koagulat-Rückstände sind mitunter sehr schwer zu reinigen. Ein weiteres großes Problem sind gefährliche Kreuzinfektionen.

Bei einer Miete sind z.B. jährliche Kosten für sicherheitstechnische Kontrollen (STK) inkludiert. Auch kümmern wir uns bei Bedarf um Ersatzkabel (Monopolar, Bipolar und Neutralelektrodenkabel etc.) und Einmal-HF-Instrumente. Diese sind bei jeder Verwendung neu – sauber und steril. Dies bietet ein hohes Maß an Sicherheit im Hinblick auf Sauberkeit und Sterilität.

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