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Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) – Nachteil oder Vorteil?

2. April 2025 // Adrian Neundörfer

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Das wichtigste in Kürze

Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) unterscheidet sich in unterschiedlichen Punkten von anderen Praxisformen. Hauptunterscheidungsmerkmale sind u.a.:

  • Die Inhaberschaft bzw. Trägerschaft des MVZ kann von der ärztlichen Behandlungstätigkeit getrennt sein. D.h. behandelnde Ärztinnen und Ärzte sind nicht zwangsläufig Eigentümer:in, sondern z.B. Träger wie Krankenhäuser oder gemeinnützige Organisationen.
  • Eine Anstellung von Ärztinnen und Ärzten ist möglich, was eine höhere Flexibilität bedeuten kann.
  • Es kann zwischen unterschiedlichen Rechtsformen gewählt werden.

Was ist ein MVZ?

Ein MVZ ist eine Einrichtung, die ärztlich geleitet ist und in der Vertrags- und/oder angestellte Ärzte und Ärztinnen praktizieren können. Sind unterschiedliche Berufsgruppen im MVZ vereint, ist auch eine kooperative Leitung möglich (z.B. Ärztliche und Psychotherapeutische Leitung) (§ 95 SGB V Satz 1a).

Gemäß der Definition des Bundesgesundheitsministeriums sind Medizinische Versorgungszentren (MVZ) eigenständige Leistungserbringer, in denen mehrere ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte kooperativ unter einem Dach zusammenarbeiten.

Ziel der Versorgungsform des MVZ

Seit 2004 existiert in Deutschland die Versorgungsform des MVZ. Ziel der Einführung war eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit, effizientere Prozesse, flexible Arbeitsmodelle und professionelles Management einer modernen, patientenfokussierten Versorgungsstruktur zu schaffen, die dem Ärztemangel entgegenwirkt und hilft, den bürokratischen Aufwand zu reduzieren.

Für viele Ärzte und Ärztinnen ist die Arbeit in einem MVZ attraktiv, da sie hier in einem Angestelltenverhältnis ambulant ärztlich tätig sein können.

MVZ – Nachteile oder Vorteile für die Versorgung?

MVZ haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten immer mehr als Bindeglied des ambulanten und stationären Bereiches erwiesen.

Das Gesundheitswesen ist dabei stets im Wandel und die MVZ-Struktur dabei ein Instrument für Leistungserbringer, auf diesen Wandel zu reagieren.

Chancen und Vorteile des MVZ

Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) bietet sowohl Patientinnen und Patienten als auch Ärztinnen und Ärzten zahlreiche Vorteile. Patientinnen und Patienten profitieren z.B. von kurzen Wegen, schnellen Terminen und einer umfassenden medizinischen Versorgung unter einem Dach.

Für Ärztinnen und Ärzte eröffnet ein MVZ u.a. attraktive Möglichkeiten zur fachübergreifenden Zusammenarbeit, zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder zur wirtschaftlichen Sicherheit.

Erfahren Sie, welche Mehrwerte ein MVZ für alle Beteiligten bietet:

Mehrwerte für Patientinnen und Patienten

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Patientinnen und Patienten profitieren von einem MVZ aus einer Vielzahl an Gründen:

Unterschiedliche Fachgebiete unter einem Dach und damit keine langen Anfahrtswege zu verschiedenen Ärztinnen und Ärzten.

In vielen Fällen ergeben sich auch kürzere Wartezeiten auf einen Termin.

Durch die Attraktivität der Anstellung bei Ärztinnen und Ärzten kann ein MVZ einen wesentlichen Beitrag leisten, die Patientenversorgung auch in strukturschwachen Gebieten sicherzustellen.

Aufgrund der fachübergreifenden Ausgestaltungsmöglichkeit innerhalb eines MVZ kann die Verzahnung unterschiedlicher Fachgebiete ein breiteres und auch spezialisierteres Leistungsspektrum anbieten.

Mehrwerte für Ärztinnen und Ärzte

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Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) bietet Ärztinnen und Ärzten zahlreiche Vorteile, die sowohl die berufliche Zusammenarbeit als auch die individuelle Arbeitsgestaltung verbessern.

Durch unterschiedliche Fachrichtungen und Spezialisierungen können Ärzte und Ärztinnen auf einen größeren Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Wege zum Informationsaustausch sind kürzer, was auch zu einem geringeren Informationsverlust führt.

Synergieeffekte und damit Kostenverteilung durch die gemeinsame Nutzung der Praxisinfrastruktur

MVZ-Struktur ist ideal für eine Standorterweiterung, z. B. aufgrund der Übernahme einer abzugebenden Praxis

Möglichkeit, über Einzelverträge mit Krankenkassen an der integrierten Versorgung teilzunehmen, was die Wirtschaftlichkeit erheblich verbessern kann.

Für angestellte Ärztinnen und Ärzte gute Möglichkeit, in Teilzeit tätig zu sein und somit Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Möglich sind dabei ¼, ½, ¾ bzw. ganze Stellen.

Mit der Anstellung sinkt das wirtschaftliche und unternehmerisches Risiko durch festes Gehalt, geregelte Arbeitszeiten sowie der Entfall betriebswirtschaftlicher Anforderungen.

Risiken und Nachteile MVZ

Trotz vieler Vorteile bringt ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) auch Herausforderungen, Risiken und Nachteile mit sich – sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für Ärztinnen und Ärzte. Diese sind selbstverständlich nicht allgemein gültig, sondern sind im Einzelfall individuell zu betrachten und persönlich zu gewichten. Informieren Sie sich hier über zu berücksichtigende Faktoren.

MVZ Nachteile für Patientinnen und Patienten

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Für Patientinnen und Patienten können durch ein MVZ auch Nachteile entstehen.

Das Arzt-Patienten-Verhältnis kann in einem MVZ anonymer und unpersönlicher sein als in einer Einzelpraxis, in der es nur eine ärztliche Ansprechperson gibt.

Durch wirtschaftlichen Druck und hohe Patientenzahlen kann es sein, dass die Sprechzeiten knapp bemessen sind und weniger Zeit für individuelle Beratung bleibt.

MVZ Nachteile für Ärztinnen und Ärzte

Neben Nachteile für Patientinnen und Patienten bringt ein MVZ auch für angestellte Ärztinnen und Ärzte einige Einschränkungen mit sich. Die berufliche Autonomie ist begrenzt, da Entscheidungen an das Management gebunden sind. Auch die individuelle Gestaltung von Arbeitszeiten und Praxisabläufen ist weniger flexibel als in einer eigenen Praxis. Hinzu kommen Herausforderungen bei der Zusammenarbeit im Team sowie mögliche strukturelle Hürden in größeren MVZ. Im folgenden Absatz können Sie sich zu den genannten Punkten genauer informieren:

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Autonomie

Wer eine eigene Arztpraxis betreibt, kann frei entscheiden und gestalten. Dagegen sind Ärztinnen und Ärzte an die Vorgaben des MVZ und des jeweiligen Trägers gebunden – eigene Freiheiten werden dadurch stark eingeschränkt. Aufgrund dieser organisatorischen Weisungsgebundenheit könnte das als Einschränkung der eigenen beruflichen Autonomie empfunden werden. Die unternehmerische Freiheit, wie Sie ein Arzt oder eine Ärztin in der eigenen Praxis kennt, wird durch die Abhängigkeit vom Management beeinträchtigt.

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Zulassung

Ein Nachteil des MVZ ist, dass die Mitnahme der eigenen Zulassung beim Verlassen des MVZ nicht möglich ist. D. h. bei einem Wechsel vom Angestelltenverhältnis im MVZ zur Selbstständigkeit in der eigenen Arztpraxis beispielsweise muss eine neue Zulassung beantragt werden. Eine Garantie, dass Krankenkassen Verträge zur integrierten Versorgung schließen, besteht nicht. Gleichzeitig ist eine Gründung im ersten Schritt immer mit einem gewissen Risiko und meist hohen Investitionen zu Beginn verbunden.

Unser Tipp: Mit unserem Leasymed Mietkonzept kann der Investitionsbedarf zu Beginn erheblich gesenkt werden. Für zusätzliche freie finanzielle Kapazitäten kann in der Miete eine ratenfreie Vorlaufzeit von bis zu sechs Monaten eingeräumt werden.

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Arbeitszeiten

Auch wenn die Arbeitszeit sich gegenüber der eigenen Praxis in der Regel als geringer darstellt, ist die individuelle Gestaltung der Arbeitszeiten und Urlaubszeiten gegenüber der eigenen Praxis eingeschränkt. Durch Abstimmungen mit dem Management, Kollegen und Kolleginnen können die eigene Flexibilität und Selbstbestimmung leiden. Die Zeiteinteilung kann durch vorgegebene Schichtsysteme aufgrund fester Sprechzeiten stark eingeschränkt sein.

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Zusammenarbeit

Angestellte Ärztinnen und Ärzte wählen sich ihre ärztlichen Kollegen und Kolleginnen nicht selbst aus, sondern diese werden vom Management ausgesucht. Dies kann die Zusammenarbeit erschweren. Die interdisziplinäre Entscheidungsfindung in Behandlungsfällen kann Prozesse verlangsamen, eine Konfliktdynamik erhöhen und den organisatorischen Aufwand verstärken. Gründe können Uneinigkeiten über medizinische, strategische oder monetäre Fragen (wie Gewinnverteilung, Praxisstrategie) sein, die oft nur anspruchsvoll zu lösen sind. Auch Fragen, wie viel Zeit in Form der Zuwendung je Patient oder Patientin angemessen ist, kann je nach Philosophie der eigenen Medizin variieren. Die eingeschränkte Entscheidungsfähigkeit in MVZ kann für Ärztinnen und Ärzte frustrierend sein und das Konfliktrisiko und ineffiziente Arbeitsabläufe fördern.

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Strukturen

Bei größeren MVZ-Strukturen kann es auch zu Phänomenen wie in Großkonzernen kommen. Die Strukturen werden immer unübersichtlicher und angestellte Ärztinnen und Ärzte verlieren den Zugang zum eigenen Beitrag zum Gesamtkonstrukt.

In großen MVZ sind viele Entscheidungen zentralisiert, was den eigenen Einfluss Abläufe, Entscheidungen und Behandlungsstrategien gering erscheinen lassen kann und damit die Identifikation mit der eigenen Arbeit erheblich beeinträchtigen kann.

Rechtsform MVZ

Ein MVZ kann als Personengesellschaft (Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), Partnerschaftsgesellschaft (PartG und PartG mbB)), eingetragene Genossenschaft (eG) oder Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder in Form einer öffentlich-rechtlichen Rechtsform gegründet werden (§ 95 SGB V Satz 1a).

Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Wird häufig bei kleineren MVZ gewählt, da sie bei der Gründung weniger kompliziert ist. Hier haften jedoch die Gesellschafter persönlich und gesamtschuldnerisch.

Partnerschaftsgesellschaft

Ist insbesondere für freie Berufe wie Ärzte/ Ärztinnen attraktiv, hier kann die Haftung bei Behandlungsfehlern auf den die Verantwortung tragenden Arzt / Ärztin beschränkt werden.

Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Ist besondere bei größeren Konstrukten die beliebteste Rechtsform, da die Haftung auf das Gesellschaftsvermögen eingeschränkt ist. Sie ermöglicht dazu eine Trennung zwischen Leistungserbringung und Trägerschaft.

Öffentlich-rechtliche Rechtsformen

Werden z.B. genutzt, wenn die Kommune die Trägerschaft inne hat.

Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Wird häufig bei kleineren MVZ gewählt, da sie bei der Gründung weniger kompliziert ist. Hier haften jedoch die Gesellschafter persönlich und gesamtschuldnerisch.

Partnerschaftsgesellschaft

Ist insbesondere für freie Berufe wie Ärzte/Ärztinnen attraktiv, hier kann die Haftung bei Behandlungsfehlern auf den die Verantwortung tragenden Arzt / Ärztin beschränkt werden.

Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Ist besondere bei größeren Konstrukten die beliebteste Rechtsform, da die Haftung auf das Gesellschaftsvermögen eingeschränkt ist. Sie ermöglicht dazu eine Trennung zwischen Leistungserbringung und Trägerschaft.

Öffentlich-rechtliche Rechtsformen

Werden genutzt, wenn z.B. die Kommune die Trägerschaft inne hat.

Wahl der Rechtsform

Nicht jede Rechtsform ist aufgrund zivilrechtlicher oder öffentlich-rechtlicher Bestimmungen wählbar. Auch müssen bei der Rechtsformwahl individuelle Faktoren berücksichtigt werden, da die Auswahl der Rechtsform stets steuerrechtliche und wirtschaftliche Auswirkungen hat. Dies betrifft z. B. die Pflicht zur Bilanzerstellung sowie der Gewerbesteuerpflicht. Eine Kontaktaufnahme zu sachkundigen, idealerweise auf das Gesundheitswesen spezialisierter Steuerberatungen ist daher empfehlenswert.

Wir bei Leasymed haben zuverlässige und kompetente Netzwerkpartner an der Hand, gerne stellen wir einen Kontakt für Sie her!

Wenn Sie mehr über die Wahl der passenden Rechtsform – auch für andere Praxisformen – erfahren möchten, lesen Sie unseren Beitrag Rechtsform Arztpraxis.

Fazit

Das MVZ ist für diejenigen Ärztinnen und Ärzte attraktiv, die sich eine geringere Wochenarbeitszeit wünschen und die auf Sicherheit und organisatorische Unterstützung besonderen Wert legen. Für Diejenigen, denen Autonomie wichtig ist und die selbstbestimmt sich ihre eigene Form von Flexibilität aufbauen wollen, kann die Selbständigkeit interessanter sein.

Wir von Leasymed bieten eine Alternative an, mit der die Hürden der Selbständigkeit durch einen langjährigen Partner mit weitreichenden Unterstützungsmöglichkeiten abgefedert werden. Somit kann sich eine Ärztin oder ein Arzt eine klare langfristige Strategie aufbauen, die mit den eigenen Stärken und Vorstellungen vereinbar ist. Mit den erfolgreichen Wegbegleitern an der Seite kann am Ende auch ein wirtschaftlicher Erfolg und / oder eine angestrebte Work-Life Balance selbstbestimmt erreicht werden.

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